25 Jahre Diakoniestationen der Evangelischen Kirche in Kassel

Kassel, 8. September 2003. Mit einem Festgottesdienst feiern die Diakoniestationen der Evangelischen Kirche in Kassel am 14. September 2003 um 10 Uhr in der Martinskirche ihr 25-jähriges Bestehen. Mit 123 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und durchschnittlich 500 versorgten Patienten sind die Diakoniestationen der größte ambulante Pflegedienst in Kassel.

Eine besondere Note erhält der Festgottesdienst durch die Verleihung des Goldenen Kronenkreuzes der Diakonie an Christel Schreiber, einen Angehörigen, der seine chronisch kranke Ehefrau über Jahrzehnte umsorgt und gepflegt hat und nun selber auf pflegerische Hilfe angewiesen ist. Damit soll die überwiegend im Verborgenen geschehende aufopferungsvolle Pflegeleistung von Familienangehörigen öffentlich gewürdigt werden. In der Regel erhalten diese Auszeichnung nur verdiente Mitarbeiter.

Die Wurzeln der Diakoniestationen sind die Arbeit der Diakonissen, die in enger Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden alte und kranke Menschen betreuten. Die zurückgehende Zahl der aktiven Diakonissen und die zunehmende Professionalisierung in der ambulanten Pflege markiert die Geburtsstunde der Diakoniestationen. In der zweiten Hälfte der 1970-er Jahre schlossen sich mehrere Kirchengemeinden zusammen und bildeten fünf evangelische und eine ökumenische, zentrale Gemeindekrankenpflegestationen. Meilensteine in der von ständigen Veränderungen und Umbrüchen gekennzeichneten Geschichte der Diakoniestationen waren die Integration der Sozialarbeit im Rahmen des Bundesmodellprojekts „Gerontopsychiatrie“, der nach Einführung der Pflegeversicherung vollzogene Rechtsformwechsel zu einer gemeinnützigen GmbH im Jahr 1995, die Zusammenlegung der Diakoniestationen an zwei Standorten im Jahr 1998 sowie die Aufnahme der Häuslichen Kinderkrankenpflege in die Trägerschaft der Diakoniestationen.

Zusammenspiel professioneller und ehrenamtlicher Hilfe

Heute bieten die Diakoniestationen ein breites Spektrum pflegerischer Angebote von der hauswirtschaftlichen Hilfe bis zur hochspezialisierten häuslichen Kinderkrankenpflege an. Trotz einer nach wie vor hohen Pflegebereitschaft der Familien sieht Martin Müller, Geschäftsführer der Diakoniestationen, Bedarf nach häuslichen pflegerischen Hilfen. „Wo familiäre oder nachbarschaftliche Hilfe vorhanden ist, sehen wir es als unsere Aufgabe, diese zu unterstützen und zu fördern. Wo diese Möglichkeit fehlt, versuchen wir die Lücke zu füllen. Hierbei kommt uns die Nähe zu den Kirchengemeinden und den Besuchdiensten zugute: Nur durch ein Ineinandergreifen professioneller und ehrenamtlicher Hilfen kann für die zunehmende Anzahl alleinlebender Pflegebedürftiger eine zufriedenstellende häusliche Situation herbeigeführt werden,“ sagt Müller. Aber auch bei den alltäglichen Verrichtungen, der Haushaltsführung, dem Einkauf, der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben benötigten immer mehr Menschen Unterstützung. „Durch rechtzeitig einsetzende Angebote in diesem Bereich kann Pflegebedürftigkeit oftmals vermieden bzw. hinausgezögert und die Umsiedlung in eine Pflegeeinrichtung umgangen werden“, so Müller.

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen im Pflegebereich, die die Diakoniestationen in den letzten Jahren nur durch kirchliche Unterstützung und Lohnverzicht der Mitarbeiterschaft bewältigten, blicken die Verantwortlichen optimistisch nach vorne. „Die Diakoniestationen sind und bleiben ein Teil kirchlicher Arbeit“, so die geschäftsführende Dekanin des Gesamtverbandes der Evangelischen Kirchengemeinden in Kassel, Barbara Heinrich. Bischof Dr. Martin Hein hebt in seinem schriftlichen Grußwort zum Jubiläum das eigenständige evangelische Profil der Arbeit hervor: „Das besondere Profil diakonischer Pflegedienste besteht im konkreten und „notwendenden“ Dienst an den Menschen im Sinne christlicher Nächstenliebe.“ Die seit Jahren „zunehmende Ökonomisierung der Pflege“ beklagt Martin Slenczka, Landespfarrer für Diakonie, und fordert die verantwortlichen gesellschaftlichen Kräfte auf, „endlich akzeptable Rahmenbedingungen und eine ausreichende Finanzierung der Pflege zu schaffen.“