Karlskirche: vor 50 Jahren wieder aufgebaut

Kassel, 7. Februar 2007. Im Jahr 1957 wurde die im 2. Weltkrieg zerstörte Karlskirche wiederaufgebaut. Die Oberneustädter Kirchengemeinde feiert dieses Ereignis im Rahmen zweier Festwochen mit einem Gottesdienst, einer Ausstellung, Vorträgen, einem Konzert und einem Erzählsalon. Das Programm im einzelnen:

Sonntag, den 11. Februar, 17 Uhr
Festgottesdienst
mit Bischof Prof. Dr. Martin Hein, Kassel
Es wirken mit die Kantorei Kassel-Kirchditmold unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Michael Gerisch

anschl. Eröffnung der Ausstellung "Wie schön sind deine Wohnungen..."
Dokumente zum Wiederaufbau der Karlskirche u.a. Entwürfe aus dem Architektenwettbewerb
11. bis 25. Februar
Öffnungszeiten: Sonntag 11-12 Uhr, Freitag 11-13 Uhr, vor und nach den Festveranstaltungen

Montag, 12. Februar, 17 Uhr
“Die Kasseler Karlskirche und die Tradition des Zentralbaus“
Zur symbolischen Aussage ihrer Architektur
Vortrag: Dr. Christoph Lange, Kassel

Donnerstag, 15. Februar, 17 Uhr
"Die Karlskirche vor 1943 - Die Karlskirche 1956"
Architektonisch, historisch theologische Beobachtungen.
Vortrag: Karl Hermann Wegner, Kassel

Sonntag, 18. Februar, 17 Uhr
"...des Liedes Zauberbann"
Konzert
mit Liedern von Robert und Clara Schumann, Johannes Brahms und Zoja Cernovská (Uraufführung)
mit Traudl Schmaderer (Gesang), Frauenchor Cantabile unter Leitung von Angela Richter sowie Veronika Dorda-Kirschner (Klavier)

Donnerstag, 22. Februar, 17 Uhr
Erzählsalon
Leitung: Barbara Orth und Ralf Pasch

Wiederaufbau mit Glockenspiel
Mit der Innenstadt fiel die  Karlskirche am 22. Oktober 1943 den Bomben zum Opfer. Nach einem Architektenwettbwerb bekamm der Kasseler Architekt Walter Seidel den Zuschlag und entwarf 1953 die Pläne für den Wiederaufbau der Kirche. Sie wurde am 14. April 1957 eingeweiht. Die alte Kuppel wurde durch ein steiles Walmdach aus Schiefer mit einem in Kupfer eingedeckten quadratischen offenen Glockenturm ersetzt. Dieser beherbergt ein ausschließlich handgespieltes Glockenspiel (Carillon) aus 47 Glocken. Es erklingt seit 1957, montags und mittwochs um 17.30 Uhr und freitags um 11.30 Uhr jeweils eine halbe Stunde lang sowie sonntags um 9.35 Uhr. Ehrenamtliche Glockenspieler, sogenannte Carilloneure spielen das Instrument.

Zuflucht für Hugenotten
Die ursprüngliche Karlskirche wurde nach dem Landgrafen Karl (1667 - 1730) benannt. Sie steht baulich als auch im allgemeinen Bewußtsein für die Aufnahme der Hugenotten vor 300 Jahren. Der Landgraf hatte am 3. August 1698 den Grundstein für die Kirche im Zentrum der neugegründeten französischen Oberneustadt gelegt. Am 12. Februar 1710 wurde das Gotteshaus in seiner Anwesenheit durch den aus Metz geflüchteten Pfarrer Paul Joly eingeweiht  In Anlehnung an die französischen Predigtkirchen hatte der hugenottische Architekt Paul du Ry (1640 - 1714) einen Zentralbau mit einem langgezogenen Achteck als Grundriss entworfen. Die Kirche diente der französisch-reformierten Gemeinde als Gotteshaus. Bis 1867 wurden regelmäßig Gottesdienste in französischer Sprache gehalten.

Schwerpunkt Erwachsenenbildung
Die Oberneustädter evangelische Kirchengemeinde ist heute die kleinste evangelische Gemeinde Kassels. Die Gottesdienste haben regen Zulauf von besuchern aus der ganzen Stadt. Seit 1980 ist die Erwachsenenbildung ein Schwerpunkt mit Vorträgen, Predigtreihen, Konzerten, Studienfahrten und Ausstellungen. 1968 und 1985 fand hier der Deutsche Hugenottentag statt.
In der Kirche finden außerdem Vespern, häufig zusammen mit orthodoxen Christen, statt. Bekannt ist sie auch für ihre traditionelle ökumenische Krippenausstellung im Advent, verbunden mit täglichen Andachten. Viele Besucher schätzen die Karlskirche als Ruheoase in der Stadt.