Kinder schicken Spielzeug in den Urlaub

Kassel, 22. Mai 2007. Von Mitte April bis Mitte Juli steht in der Evangelischen Kindertagesstätte am Finkenherd das Projekt "Spielzeugfreier Kindergarten" auf dem Programm. Dabei sollen Kinder Erfahrungen mit ihren Möglichkeiten und Grenzen ohne Spielsachen machen können.

"Die Erzieherinnen der Kindertagesstätte sind nicht gegen Spielzeug. Sie sehen die Überhäufung mit Spielzeug, Konsumgütern und Freizeitangeboten aber kritisch", sagt Marlie Spoelstra, die Leiterin der Einrichtung. Nicht nur Kinder lebten inmitten eines Überangebotes, so Spoelstra. Das könne dazu führen, dass die seelischen Bedürfnisse der Kinder nicht mehr wahrgenommen würden. "Kinder benötigen spielzeugfreie Zeiten, um eigenen Ideen und Phantasien entwickeln zu können." Phantasie hätten die Kinder genug, aber durch Spielzeug werde sie nicht angeregt, so Spoelstra.

Streit um Spielzeug
Die Anregung eine spielzeugfreie Zeit einzurichten, kam vom Elternbeirat und aus dem Kreis der Erzieherinnen. Daraufhin hätten sich alle Erzieherinnen intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Die Erzieherinnen beobachteten die Kinder genauer und trugen ihre Erfahrungen zusammen: Oftmals holten sich Kinder Spielzeug, spielten nur kurze Zeit damit und räumten es wieder weg. Sie beobachteten weiterhin eine geringe Wertschätzung gegenüber Spielsachen einerseits, das häufige Streiten der Kinder untereinander um Spielzeug andererseits sowie ein Mangel an Spielideen.

Aktivitäten selbst bestimmen
Die Kindern haben das Spielzeug gemeinsam in den Urlaub geschickt. Die Erzieherinnen beobachten die Kindern während des Projektes, bieten aber keine Beschäftigungen oder Hilfestellungen an, sondern werden erst dann aktiv, wenn die Kindern nach Unterstützung fragen. So lernten die Kindern, dass sie eigenständig Dinge tun könnten. Die Kinder sollten ihre Sprache gebrauchen, die richtigen Fragen stellen lernen, damit sie aus eigener Kraft bekommen, was sie wollten, so Spoelstra. Die Kinder hätten die Möglichkeit, ihre Aktivitäten selbst zu bestimmen und sich diese nicht von vorgefertigtem Spielzeug vorgeben zu lassen. Sie lernten, ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten zu vertrauen und Verantwortung zu übernehmen.

"Die Rolle der Erzieherinnen ist unterstützend und beobachtend. Gefahren werden rechtzeitig mit den Kindern besprochen und ausgeschlossen. Unser Motto in dieser Zeit ist: Hilf mir, es selbst zu tun!", sagt Spoelstra.