Mehr als 10.000 Menschen demonstrierten gegen rechte Hetze und Gewalt
In mehreren Demonstrationszügen und vielen Aktionen in der ganzen Stadt stellten sich die Kasseler Bürgerinnen und Bürger der Kundgebung der Partei «Die Rechte» entgegen, die mit 120 angereisten Teilnehmern genau am 75. Gedenktag des gescheiterten Hitlerattentates und sieben Wochen nach dem Mord an Regierungspräsident Walter Lübcke gegen angebliche «Medienhetze und Vorverurteilung» protestierten wollte.In der Unterneustadt, wo der Demonstrationszug der Partei «Die Rechte» stattfand, hatte die evangelische Kirche ihre Türen für die Gegendemonstranten geöffent und lud den ganzen Tag zu Friedensgebeten ein. Halbstündlich läuteten die Glocken. "Das Glockengeläut ist ein Mahnläuten für den Frieden", sagte Heinrich.
Schon bei den Vorbereitungen der Gegendemonstrationen war die Evangelische Kirche beim «Bündnis gegen Rechts» aktiv dabei und zeigte deutlich Flagge. Unter den Demonstranten auch Bischof Martin Hein, begleitet von Präses Thomas Dittmann und zahlreichen Gemeindegliedern und kirchlichen Mitarbeitenden. Bischof Hein hatte bereits im Vorfeld gefordert, «demokratiefeindlichen Kräften in unserem Land, in unserer Region und in unserer Stadt nicht widerstandslos das Feld überlassen. Das lehrt uns die Geschichte - und dies ganz besonders am 20. Juli!». Als «empörend und eine Verhöhnung der Opfer und deren Angehörigen» bezeichnete er gegenüber der Zeitung «taz» die Wahl der Rechten für Termin und Ort.
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) nannte es in Berlin «widerlich und scheinheilig», wenn ausgerechnet die, die den Hass schürten, nur wenige Wochen nach dem Lübcke-Mord durch Kassel marschierten. «Wir lassen uns nicht beirren. Die übergroße Mehrheit steht für eine menschliche Gesellschaft», sagte sie. Tausende hätten in Kassel «Gesicht für die Demokratie» gezeigt.
Erleichterung nach diesem Tag beim «Bündnis gegen Rechts». Die Organisatoren zogen ein positives Fazit: Statt in einen rechten Aufmarsch hatte sich die Kasseler Innenstadt in ein großes Open-Air-Festival verwandelt. Auf Plätzen und Straßen wurde diskutiert, musiziert und gefeiert. Wie hieß das Motto? - «No pasaràn – Sie kommen nicht durch». In der Tat: Sie waren nicht durchgekommen. (medio/Stadtkirchenkreis, 22.07.2019)