Die Osanna-Glocke läutet für Demokratie, Freiheit und Frieden

Die Osanna-Glocke der Kasseler Martinskirche wird am 2. Juni um 15 Uhr läuten und erinnert damit an den Todestag des vor zwei Jahren ermordeten Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke. Das Gedenk-Geläut soll von nun an jedes Jahr an diesem Tag in der Stadt Kassel hörbar und eine Mahnung sein: „Die Osanna-Glocke ruft zu Rechtsstaat, Freiheit, Demokratie und innerem Frieden“ ist der Titel, den die Initiatoren Pfarrer Dr. Willi Temme und der Historiker Prof. Dr. Dietfrid Krause-Vilmar diesem Tag gegeben haben.

Bisher erklingt die größte Glocke im Glockenstuhl der Martinskirche allein nur zu drei Anlässen: an Karfreitag zur Todesstunde Jesu, am 22. Oktober zum Gedenken an die Bombennacht 1943 und am 7. November zur Erinnerung an die judenfeindlichen Pogrome 1938 in Kassel.

„Mit dem Geläut sollen auch die Gewalttaten der terroristischen Vereinigung NSU und insgesamt der politische Terror in unserem Land in den Blick rücken“, sagt Pfarrer Dr. Willi Temme. Denn die unsägliche Geschichte des Rechtsextremismus in Kassel reiche in die Gegenwart hinein, so Temme. „Wir wollen mahnen und erinnern, hier und heute“, so Temme. Zu beobachten seien mehr und mehr Angriffe auf Menschen, die gesellschaftliche Verantwortung übernähmen, so Krause-Vilmar. „Sie sind Beleidigungen, Verleumdungen und körperlichen Angriffen ausgesetzt und viele ziehen sich darauf hin zurück“, so Krause-Vilmar weiter. „Wenn Menschen deshalb nicht mehr bereit sind, sich für unsere Demokratie zu engagieren, sind rechte Kräfte auf dem Vormarsch.“ Diesen müsse man sich entschieden entgegenstellen.

Alle Menschen seien eingeladen sich am 2. Juni um 15 Uhr unter Einhaltung der Corona-Regeln auf dem Martinsplatz zu versammeln. Nach dem zehnminütigen Geläut gibt es eine kurze Ansprache von Dr. Dietfrid Krause-Vilmar. Mit Gebet und Segen von Dr. Willi Temme endet die Gedenkveranstaltung.

(26.05.2021)