Stadtdekanin Barbara Heinrich tritt in den Ruhestand
Über 25 Jahre steht Barbara Heinrich an der Spitze der Evangelischen Kirche in Kassel: Seit März 1999 als Dekanin des damaligen Kirchenkreises Kassel-Ost, nach der Fusion der drei Kasseler Kirchenkreise seit 2005 als geschäftsführende Dekanin des neu gebildeten Stadtkirchenkreises Kassel. Sie ist die erste Frau im Dekansamt in Kassel.Meilensteine
Als ein Meilenstein ihres Wirkens sieht sie die Fusion der drei Kirchenkreise: „Ich möchte keinen Tag dahinter zurück.“ Die Besonderheit und Stärke des Stadtkirchenkreises sei, dass er im demokratischen Prozess von innen heraus durch Synodalbeschlüsse begründet wurde. Weitere besondere Entscheidungen seien die Gründung der CROSS Jugendkulturkirche Kassel und die Kooperation der Familienbildungsstätte mit der Kirchengemeinde Wehlheiden am gemeinsamen Standort Katharina-von-Bora-Haus gewesen.
Eine Herzensangelegenheit ist Barbara Heinrich die Ökumene. Seit 1999 war sie Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Kassel (ACK), die in ihrer Amtszeit stetig um weitere Mitglieder gewachsen ist. Als besondere Formate der ökumenischen Zusammenarbeit benennt sie die Nacht der offenen Kirchen und die ökumenische Klangreise. Sehr intensiv war die Zeit der Restaurierung der Tora-Rolle der Jüdischen Gemeinde Kassel im Jahr 2008, um deren Finanzierung sich die ACK gekümmert hat.
Seit 2011 ist Barbara Heinrich Mitglied im Rat der Religionen, zu dessen Sprecherkreis sie gehört. „Im interreligiösen Dialog habe ich viele wertvolle Menschen kennengelernt“, sagt sie.
Im Dialog mit der Stadt Kassel hat Barbara Heinrich gemeinsam mit weiteren kirchlichen Akteuren um den Beginn des Kasseler Weihnachtsmarktes nach der Bußtags-Woche gerungen. Diese Verhandlungen mündeten in dem Ergebnis, dass die Stadt Kassel den Weihnachtsmarkt alljährlich erst nach dem Ewigkeitssonntag eröffnet. Maßgeblich beteiligt war sie auch an den Verhandlungen über verkaufsoffene Sonntage, bis mit der „Allianz für den freien Sonntag“ vier verkaufsoffene Sonntage auf dem Gebiet der Stadt Kassel festgelegt wurden.
Als Vorsitzende des Kasseler Friedhofsausschusses verhandelte sie mit der Stadt Kassel immer wieder neu die auskömmliche Finanzierung der Kasseler Friedhöfe. Bundesweit einzigartig: Alle Kasseler Friedhöfe - mit Ausnahme des jüdischen Friedhofs – sind in kirchlicher Trägerschaft.
Person und Werdegang
Barbara Heinrich ist in Stuttgart geboren und im baden-württembergischen Rems-Murr-Kreis aufgewachsen. Sie studierte an den Universitäten in Tübingen und Marburg Theologie. Ihr Vikariat führte sie nach Espenau-Hohenkirchen. Nach ihrer Ordination war sie von 1985 bis 1992 Klinikseelsorgerin in Kassel. Im Anschluss war sie am Predigerseminar Hofgeismar bis 1999 als Studienleiterin für die Vikarsausbildung tätig. Im Frühjahr 1999 wurde Barbara Heinrich Dekanin des Kirchenkreises Kassel-Ost.
Seit 2005 hat sie die Geschäftsführung des fusionierten Stadtkirchenkreises Kassel inne. Sie ist Dienstvorgesetzte für die Einrichtungen des Stadtkirchenkreises, wozu u.a. das Evangelische Forum, die Familienbildungsstätte, die Friedhofsverwaltung, das Seniorenreferat und die Kirchenmusik zählen. Sie ist Mitglied im Vorstand des Diakonischen Werks Region Kassel, als auch Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der Diakoniestationen Kassel GmbH und der KF Krematorium und Friedhofsgärtnerei GmbH.
Neben den hauptamtlichen Aufgaben war Barbara Heinrich auch in Gremien und Verbänden aktiv. Von 1990 bis 1998 war sie Mitglied des Pfarrerausschusses, von 1992 an auch dessen Vorsitzende. Von 1996 bis 1999 hatte sie den Vorsitz der internationalen Konferenz der Predigerseminare im deutschsprachigen Raum inne. Seit 2005 ist sie Mitglied der Landessynode, seit 1998 Mitglied im Rechtsausschuss der Landeskirche, seit 2008 Theologische Beisitzerin im Landeskirchengericht. Dazu kommt die zeitweise Mitarbeit in weiteren landeskirchlichen und diakonischen Gremien wie der Liturgischen Kammer, im Rundfunkausschuss, im Beratungsausschuss zur Übernahme der Vikarinnen und Vikare in den Pfarrdienst auf Probe und in den Kuratorien des Kurhessischen Diakonissenhauses und in Hessisch Lichtenau.
„Ich schätze die Zusammenarbeit mit anderen und habe immer im Diskurs auch schwieriger und kontroverser Themen von der Sichtweise und der Kompetenz anderer gelernt. Ich bin Gott dankbar, dass ich in so vielen Jahren Kirche als eine lebendige Gemeinschaft und Ort für viele unterschiedliche Menschen kennengelernt habe und an meinen Orten mitgestalten konnte. Das werde ich jetzt auch gerne weiter an der einen oder anderen Stelle ehrenamtlich tun“.
(20.08.2024)