Wächterdienst mit Hessischem Integrationspreis ausgezeichnet

Dem Kasseler Wächterdienst, eine Initiative, die sich für Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde Kassel, gegen Antisemitismus und jede Form von Diskriminierung einsetzt, wurde am 12. November in Wiesbaden der Hessische Integrationspreis 2024 des Landes Hessen verliehen.

„Mit großer Beharrlichkeit stehen Sie für eine offene, tolerante Gesellschaft ein“, würdigte Carsten Knop, Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in seiner Laudatio das Engagement. Es sei ein lebendiges Beispiel dafür, was den Kern der Demokratie ausmache, so Knop.

Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde

Der Wächterdienst geht auf eine Initiative der Kirchen in Kassel zurück. „Nach dem Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 erleben Jüdinnen und Juden in Kassel vermehrt Antisemitismus“, sagt Dekan Dr. Michael Glöckner vom Evangelischen Stadtkirchenkreis Kassel. „Viele Menschen haben das Bedürfnis, Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde zu bekunden. Mit der Initiative des Wächterdienstes haben wir eine Möglichkeit geschaffen, diese Solidarität gemeinsam und für die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde unmittelbar erfahrbar, zu zeigen“, so Glöckner. Dabei stehe man im engen und freundschaftlichen Austausch mit der Jüdischen Gemeinde, so Glöckner.

Jeden Freitagabend, während des Schabbat-Gottesdienstes der Jüdischen Gemeinde, versammeln sich Menschen vor der Synagoge zum Wächterdienst. Verschiedene Gruppen gestalten jeweils den Aufruf. „Wir freuen uns sehr über diese Würdigung, denn was die Engagierten aus der Zivilgesellschaft leisten, ist wirklich immens: Jede Woche, seit über einem Jahr, ohne Unterbrechung haben die unterschiedlichsten Vereine, Kirchen und Organisationen aus der Region abwechselnd dazu aufgerufen, für die Solidarität mit jüdischen Menschen zusammenzustehen und ein öffentliches Zeichen zu setzen“, sagt Dr. Katrin Juschka. Sie ist Freiwilligenmanagerin beim Evangelischen Stadtkirchenkreis Kassel und koordiniert den Wächterdienst.

Ausstrahlung in die Region

Nachdem der Wächterdienst anfänglich von lokalen kirchlichen Akteuren gestaltet wurde, haben sich mit der Zeit weitere christliche Gemeinden und Gemeinschaften, Parteien, Vereine, Schulen, Unternehmen und nicht institutionelle Gruppen, aus der Region angeschlossen. „Mit der Verleihung des Hessischen Integrationspreises wird nicht nur dieses Engagement gewürdigt, sondern auch bekräftigt, dass jüdisches Leben in Kassel und darüber hinaus unser aller Solidarität bedarf.“

(13.11.2024)